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Datum: 09.08.2019

Der Landrat am Buslenker

Ludger Weskamp schnupperte einen Vormittag in den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden der Oberhavel Verkehrsgesellschaft mbH (OVG)
„Ich bin ja kein Berufskraftfahrer, aber es ist gar nicht so einfach, einen zwölf Meter langen Bus zu manövrieren. Und wenn ich mir vorstelle – der Bus ist noch mit Fahrgästen oder Schülerinnen und Schülern besetzt, dann ist das eine riesen Verantwortung“, resümiert Landrat Ludger Weskamp seinen Schnuppertag bei der Oberhavel Verkehrsgesellschaft mbH (OVG).

Zur Hälfte seiner Amtszeit möchte er sich ein Bild der Arbeit in der Verwaltung und den kreiseigenen Gesellschaften machen. Nachdem er am 26.07.2019 in den Berufsalltag einer Pflegekraft in den Oberhavel Kliniken am Standort Hennigsdorf geschnuppert hatte, besuchte er heute für einen Vormittag den Betriebshof der OVG in Germendorf.

Zuerst ging es für ihn in die Werkstatt. Die Wartung der Busse erfolgt in den Betriebsteilen Germendorf und Gransee durch die Bus-Verkehrsgesellschaft Oberhavel mbH (BVO). In den technisch gut ausgestatteten, leistungsstarken Werkstätten sorgen Handwerksmeister und geschultes, engagiertes Fachpersonal dafür, dass die Busse ständig in einem verkehrs- und betriebssicheren Zustand zum Einsatz kommen. Anschließend setzte sich der Landrat selbst hinter das Lenkrad und unternahm eine Probefahrt auf dem Betriebshof.

Danach ging es weiter zum Gespräch mit den Mitarbeitern in der Disposition und der Leitstelle, wo sich Weskamp unter anderem die Rufbusanmeldung erklären ließ. Auch wollte er wissen, wie die Kolleginnen und Kollegen vor Ort auf Krankheitsausfälle reagieren, um die Dienstpläne einhalten zu können. „Es gibt Reservefahrer – und viele unserer Verwaltungsmitarbeiter haben auch einen Busführerschein, um im Notfall einspringen zu können“, lautete die Antwort von Renè Buyna, der an diesem Vormittag in der Disposition aushalf.

Landrat im Gespräch mit Fahrgästen

Weskamp schaute auch dem Team für die Schülerjahreskartenerstellung über die Schulter und ließ sich in die Abläufe einweisen. Rund 6.000 Schülerjahreskarten wurden zu Beginn des neuen Schuljahres erstellt – auch jetzt in der ersten Schulwoche hat das Team der OVG noch viel zu tun. Täglich stehen Bürgerinnen und Bürger im Büro, um sich einen erweiterten Fahrweg auf die VBB-FahrCard aufbuchen zu lassen.

Die Oberhavel Verkehrsgesellschaft mbH (OVG) ist das größte und leistungsfähigste Unternehmen des öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis Oberhavel. 134 Beschäftigte, darunter 101 Busfahrer, die die Oberhaveler in 93 Bussen – von denen 79 barrierefrei sind (davon 25 Gelenkbusse) – bedienen aktuell 42 Linien, fahren 1.271 Haltestellen im 1.018 Kilometer langen Liniennetz an – und machen Oberhavel mobil. 2018 legten die Busse 5,52 Millionen Kilometer zurück und zählten 6,45 Millionen Fahrgäste.

Die OVG verbindet den Kreis Oberhavel mit Berlin und den umliegenden Kreisen. Dazu wird der Fahrplan regelmäßig mit der BVG in Berlin, der DB-Regio, der S-Bahn und den benachbarten Verkehrsgesellschaften der Landkreise Ostprignitz-Ruppin, Uckermark und Havelland abgestimmt.

„Das Qualitätsmanagement und die Prozesssteuerung haben eine hohe Relevanz und sind auf eine stetige Optimierung der Kundenzufriedenheit ausgerichtet. Insbesondere geht es uns darum, den Erwartungen unserer Fahrgäste hinsichtlich der Pünktlichkeit, der Anschlusssicherung, der Sauberkeit unserer Busse, der Aktualität der Fahrpläne an den Haltestellen und im Internet sowie Freundlichkeit unserer Busfahrer so gut wie möglich gerecht zu werden“, sagte Holger Winter, der neue Geschäftsführer der OVG, der seit 01.08.2019 im Amt ist.

Zur Koordinierung der Busse wird beispielsweise ein rechnergestütztes Betriebsleitsystem genutzt. Damit können die Umsteigebeziehungen besser überwacht, die Fahrpläne durch Auswertung von Soll-Ist-Vergleichen optimiert und regelmäßig überprüft werden. „Das rechnergestützte Betriebsleitsystem steuert auch die dynamischen Fahrgastinformationsanzeigen, durch die der Fahrgast erfährt, wann sein Bus kommt. Die aktuell 16 Anzeigen wurden an allen wichtigen Haltestellen im Landkreis installiert, um dort dem besonders hohen Fahrgastaufkommen gerecht zu werden. Wer an diesen Haltestellen in Oranienburg, Velten, Gransee, Zehdenick, Hohen Neuendorf oder Marwitz zusteigt, freut sich über diesen Service“, so Winter. In einem war er sich mit Ludger Weskamp einig: „Zukünftig soll es noch mehr von den Fahrgastinformationsanzeigen in Oberhavel geben.“

Abschließend fuhr Ludger Weskamp vom Betriebshof in Germendorf mit der Linie 824 nach Oranienburg als Fahrgast mit. Hier kam er mit dem Busfahrer Frank Bochynek ins Gespräch und suchte auch mit Fahrgästen den Austausch.

Silke Gläsel und Andreas Hartl zeigten sich zufrieden mit dem Angebot: „Die Busfahrer sind nett, wir erleben kaum Verspätungen und fühlen uns geborgen“, so die Leegebrucher. Wenn sie sich aber etwas wünschen dürften, wäre das eine Taktverdichtung auf der 800 Linie von Flatow über Kremmen nach Oranienburg und dass auf der Linie 824 zwischen Hennigsdorf und Oranienburg der Halt Gartenstraße auch nach den Bauarbeiten an der Autobahn erhalten bleibt.

Doch auch die OVG steht vor Problemen bei der Personalsituation – Busfahrerinnen und Busfahrer sind schwer zu rekrutieren. „Die Diskussion um autonom fahrende Busse macht die Situation für uns nicht leichter. Ein Fahrer, der bei uns anfängt, möchte Sicherheit für seinen Arbeitsplatz. Diese Technologien sind noch nicht so ausgereift, dass sie in den nächsten Jahren serienreif sind“, gab Betriebsleiter Heiko Moormann zu bedenken

Im Juni fand daher die erste Mobilitätskonferenz 2040 des Landkreises Oberhavel statt, bei der Fragen zur zukünftigen und nachhaltigen Mobilität im Landkreis diskutiert wurden. Denn der neue Nahverkehrsplan 2021 soll bereits baut auf dem Mobilitätskonzept 2040 aufbauen, das im Sommer 2020 vom Kreistag beschlossen werden soll. Die Zielsetzung lautet: Weniger Verkehrsaufwand, energiesparende Verkehrsmittelwahl, eine gute Erreichbarkeit bei moderner Infrastruktur für mehr Mobilität und Lebensqualität in Oberhavel.

Landrat im OVG-Bus